Kommentar von H. Hageman vom 2. Februar 2022 um 18:32 Uhr
Zur Spur „„Man sollte Ihnen kräftig draufschlagen“ – Reaktionen auf einen Leserbrief von Otto Gobetz”

Liebe Leserin/Leser, Mit Interesse habe ich den Artikel gelesen: „Man sollte Ihnen kräftig draufschlagen“ – Reaktionen auf einen Leserbrief von Otto Gobetz. Bei meinen Recherchen über die Juden in der niederländischen Provinz Friesland stieß ich auf einige Wohnkarten in der Stadt Leeuwarden von Aaron Gobitz (geb. 25.6.1910 in Hamburg) und Werner Gobetz (geb. Hamburg, 31.01.1920) . Aaron kam lange vor Kriegsbeginn als Pflegekind nach Leeuwarden. Beruf: Schriftsetzer. Er hat an mehreren Adressen gewohnt und war laut meinen Aufzeichnungen unverheiratet. Ich habe eigentlich keine Hauskarten von Werner gefunden. Ich vermute, dass er auch viel später in die friesische Hauptstadt kam. 1939 wechselten die Niederlande zu einer anderen Registrierung im Standesamt. Die beiden Männer blieben von der Verfolgung verschont, weil sie keine Volljuden waren. Ich kann Ihnen eine Kopie der Urkunden der Herren schicken. Im Gegenzug möchte ich die Ihnen vorliegenden Informationen erhalten. Es versteht sich von selbst, dass alle privaten Informationen als solche behandelt werden. Als Forscher ist es mein Ziel, Klarheit über eine Gruppe von Juden zu gewinnen, die (oft als Flüchtlinge) hierher gekommen sind, und keine personenbezogenen Daten zu veröffentlichen. Mit freundlichen Grüße H. Hagemann Forscher im Stadtarchiv in Leeuwarden.

Kommentar von Jens Binckebanck vom 23. Januar 2022 um 22:31 Uhr
Zur Spur „„Da haben wir ja hier Glück gehabt“ – Räumungstransport mit Halt in Glückstadt”

Sehr geehrter Herr Gruenert, Herr Plata, den ich in CC gesetzt habe und hiermit gegrüßt ist, hat mir freundlicherweise Ihre Nachfrage zu dem Mord am Glückstädter Bahnhof geschickt. Ich, als verantwortlicher Lehrer des SchülerInnenporjektes freue mich sehr über Ihr Interesse und gehe selbstverständlich auf Ihre Fragen ein. Nach dem Leichnam wurde meines Wissens niemals gesucht, er wurde nicht identifiziert und auch über den Ort der Erschießung können nur plausible Mutmaßungen angestellt werden. Dass wir darüber nichts wissen, liegt u.a. daran, dass sich die Staatsanwaltschaft in der Vorbereitung des Prozesses gegen Kleemann im Jahr 1951 auf Tötungen und Ereignisse in Brunsbüttel konzentrierte, da sie hier vermutete, dass die Erfolgsaussichten für eine Verurteilung hier höher gewesen seien. Erschwerend für die Staatsanwaltschaft kam hinzu, dass Jacek Poczman, der Zeuge für die Ermordung in Glückstadt mittlerweile nach Australien ausgewandert war und Ende der 40er und Anfang der 50er Jahre noch nicht üblich war in NS-Verfahren über Botschaften Zeugen zu vernehmen. Daher wurde die Ereignisse in Glückstadt niemals publik, sondern liegen "nur" als Zeugenaussage in den staatsanwaltichen Ermittlungsakten vor. Und mit dem Ende des Verfahrens und dem skandalösen Freispruch Kleemanns wurde die Akte geschlossen und somit verschwand auch die Aussage für Jahrzehnte in die Archive und mit den Akten verschwand die Erinnerung an den Mord in Glückstadt. Ich hoffe, ich konnte Ihre Fragen beantworten und stehe Ihnen gerne für eventuelle weitere Fragen zur Verfügung. Viele Grüße Jens Binckebanck

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