Karl Schäffer – Ortsgruppenleiter der NSDAP 1933 – 1935

Werbeanzeige Karl Schäffer (Pinneberger Tageblatt, 30.03.1935)
15. August 1935
Harksheider Weg, Quickborn

Nachdem der Landwirt Robert Ramcke die Ortsgruppenleitung der NSDAP im Februar 1933 abgab, übernahm der 57-jährige Karl Schäffer diese Funktion.[1] Dieser wurde am 1875 als Sohn eines Postschaffners in Neukloster geboren und machte nach dem Schulbesuch eine Lehre als Zahntechniker. Im Oktober 1899 eröffnete er in Hamburg seine eigene Zahnarztpraxis. Im Jahr 1900 heiratete er seine Frau Martha. Aus der Ehe gingen eine Tochter, die durch einen Unfall früh verstarb, und ein Sohn , der ebenfalls Zahnarzt wurde (siehe Spur „SS-Zahnarzt Kurt Schäffer“), hervor.

In der Zeit des kaiserlichen Militarismus tat er etwas, das für die meisten seiner Zeitgenossen undenkbar war und angesichts seiner späteren politischen Entwicklung sich als sehr ungewöhnlich darstellte: Er trat 1910 der Deutschen Friedensgesellschaft bei und verblieb in dieser pazifistischen Organisation bis in das Kriegsausbruchsjahr 1914. Im Ersten Weltkrieg wurde Karl Schäffer zum Heeresdienst an die Westfront eingezogen.[2] Durch die gutgehende Praxis in Hamburg konnte der leidenschaftliche Jäger einen großen Grundbesitz in Quickborn erwerben und verlegte später auch seine Zahnarztpraxis hierhin.[3] Nebenerwerblich war er als Landwirt tätig und trat 1928 dem Landwirtschaftlichen Verein bei.[4]

Im Januar 1930 wurde Karl Schäffer mit der Nr. 180386 in die NSDAP aufgenommen.[5] Als Grund des Eintritts gab er in der Nachkriegszeit im Rahmen des Entnazifizierungsverfahrens unverblümt an: „Aus Liebe zu meinem Volk und Vaterland, dem ich in seiner Not beistehen wollte.[6] NSDAP-Ortsgruppenleiter blieb er bis August 1935. Das Quickborn-Hasloher Tageblat berichtete über sein Ausscheiden: „Er sprach dann seinen Entschluß aus, von seinem Amt als Ortsgruppenleiter der hiesigen Ortsgruppe zurückzutreten, wozu ihn zwei Gründe bewogen. aus geschäftlichen Gründen sei er nach der Verlegung seiner Zahnpraxis von Hamburg nach Quickborn durch entstandene Mehrarbeit sehr in Anspruch genommen, während er auf der anderen Seite infolge seines vorrückenden Alters einer jüngeren Kraft den Platz einräumen wollte. Somit wird unser bekannter und allseitig hoch geschätzter Ortsgruppenleiter Schäffer von seinem Posten zurücktreten.[7] Weiterhin verblieb Karl Schäffer im Gemeinderat[8] und in seiner Funktion als stellvertretender Bürgermeister[9] und befand sich somit weiterhin in lokalen verantwortlichen Positionen des nationalsozialistischen Herrschaftssystems.

In der Nachkriegszeit kann der Entnazifizierungsausschuss kein Fehlverhalten des ehemaligen Ortsgruppenleiters erkennen: „Dem Ausschuss ist nicht bekannt geworden, dass der Betroffene in seiner Tätigkeit als Ortsgruppenleiter Andersdenkende geschädigt oder benachteiligt hat.“ Er wird als Mitläufer eingestuft. [10]

Karl Schäffer starb 1956 mit 80 Jahren in Quickborn.

Veröffentlicht von Jörg Penning am

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