Ein STOLPERSTEIN für Paul Warnecke

Stolpersteinverlegung Paul Warnecke 27.02.2009 (Foto: Jörg Penning)
Paul Warnecke, Quickborn ca. 1930 (Sammlung: Christa Abendroth)
27. Februar 2007
Harksheider Weg, Birkenwäldchen, Quickborn

Am 27. Februar 2007 verlegte der Kölner Künster Gunter Demnig in Quickborn fünf STOLPERSTEINE, die an verstorbene Opfer des Nationalsozialismus erinnern. Viele Schüler beteiligten sich an der von der Initiative Selbstbewusstes Quickborn angeregten Verlegung. Die Schüler des Dietrich Bonhoeffer Gymnasiums machten sich auf die Spurensuche nach Paul Warnecke und fertigten den unten stehenden Text an.

Der Stolperstein trägt folgende Aufschrift:

HIER ERMORDET

PAUL WARNECKE

JG. 1914

VON SA

ERSCHOSSEN 5.3.1933

 

Paul Warnecke, geboren 1914, war das erste Todesopfer in Quickborn im Kampf für Gerechtigkeit und Freiheit. Er lebte bis zu seinem Tode im Alter von 19 Jahren in Quickborn. Seine Eltern waren Eigentümer eines dort ansässigen Geschäftes. Er absolvierte eine Lehre als Schlosser und gehörte der kommunistischen Partei sowie einer kommunistischen Häuserschutzstaffel an.

Ab 1932 gründete die KPD im gesamten Reichsgebiet Häuserschutzstaffeln, um nationalsozialistische Übergriffe auf Arbeiterviertel und Versammlungen der KPD abzuwehren und um zu verhindern, dass die SA einzelne Leute aus ihren Häusern herausholte.

Den Häuserschutzstaffeln der KPD standen die Streifen der „Haus- und Schließgesellschaft“ sowie des „Haus-  undWerkschutzes“ gegenüber, deren Mitglieder sich aus SA-Mitgliedern rekrutierten und unter der Leitung des örtlichen SA-Sturmführers standen.

In der Nacht der Reichstagswahl vom 4. auf den 5. März 1933 pendelten 30-40 Mitglieder des Häuserschutzbundes zwischen den Wohnungen der beiden KPD-Gemeindevertreter Julius Stubbe und Johannes Schwank hin und her. Darunter auch Paul Warnecke. Um möglichen Festnahmen vorzubeugen, waren sie unbewaffnet. Aber auch die Streifen der Nationalsozialisten waren unterwegs und beobachteten die Aktivitäten der Häuserschutzstaffel. Nach einer Aufforderung, stehen zu bleiben, rannten die überraschten Kommunisten weg. Daraufhin wurden mehrere Schüsse auf die Flüchtenden abgegeben. Einer davon traf Paul Warnecke tödlich.

Der Tod von Paul Warnecke sollte vertuscht werden. Der Landrat schrieb am nächsten Tag an den Regierungspräsidenten: „Die Ruhe und Sicherheit in Quickborn ist wieder hergestellt. Wenn es überhaupt angebracht ist, über diesen Vorfall eine Pressenotiz zu bringen, so schlage ich vor, nur zu schreiben „Bei einem Zusammenstoß einer Streife des Quickborner Haus- und Werkschutzes und einer Streife der kommunistischen Häuserschutzstaffel in Quickborn wurde ein Kommunist getötet.“

Das eingeleitete Ermittlungsverfahren wurde mit der wahrheitswidrigen Begründung eingestellt, der Schußwechsel sei von den Kommunisten begonnen worden. Der Täter prahlte später mit seiner Tat, vor allem damit, dass er ein so treffsicherer Schütze sei, der auch im Dunklen sein Ziel nicht verfehle.

 

Spurensuche

Wir wissen heute sehr wenig über Paul Warnecke. 80 Jahre nach seiner Ermordung gibt es kaum noch Spuren. Nachforschungen blieben weitgehend erfolglos. Kein Bild, keine Auskunft war zu erhalten.

Und so müssen wir vorlieb nehmen mit der einfachen Erinnerung an einen tapferen jungen Mann, der sich, obwohl er die Gefahren gekannt haben musste, mutig der Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten entgegenstellte. Quickborn ist stolz auf Paul Warnecke.

Dies hat auch der Quickborner Gemeinderat im Jahre 1946 so gesehen. Unter dem Eindruck der furchtbaren Verbrechen der Nazizeit wurde beschlossen, das Birkenwäldchen, in dem Paul Warnecke erschossen wurde, nach ihm zu benennen. Dieser Beschluss ist nie umgesetzt worden.

 

aus dem Bericht eines Wilhelmsburger KPD-Mitgliedes

….. der Sinn dieser Häuserschutzstaffeln war, einzelne Genossen und Leute vor Übergriffen der SA zu schützen, denn die SA hatte nur Mut, wenn sie in der Überzahl war. Und wenn irgendwo ein Überfall war und die Häuserschutzstaffel ist dazwischengegangen, dann konnte man vieles vermeiden. In den Staffeln waren sehr viele Unorganisierte, wie man heute sagt: Sympathisanten. Man hatte ja viel miteinander diskutiert. Mit denen war man in Gemeinschaft in den Häuserschutzstaffeln. Das war nach Häuserblocks eingeteilt. In allen Straßenzügen gab es die Schutzstaffeln, denn es wurde ja allgemein gesehen, was da auf uns zukam…“  (Quelle „Hamburger Bildungsserver“ Aussage eines KPDMitgliedes

Schülerinnen und Schülern des Dietrich Bonhoeffer Gymnasiums Quickborn

Veröffentlicht von Jörg Penning am

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