Die ersten Suppen- oder Volksküchen entstanden bereits im 18. Jahrhundert in vielen europäischen Städten als öffentliche Einrichtungen und dienten der Essensausgabe an Bedürftige. Sie waren das Gegenstück zu den kirchlichen Armenspeisungen.[1] Als Ende der 1920er Jahre in Quickborn die Arbeitslosigkeit und soziale Not deutlich zunahmen, wurde die Idee der Einrichtung einer Volksküche auch in der Landgemeinde Quickborn aufgeriffen. Initiator der Volksküche war das örtliche Erwerbslosenkomitee, das von der KPD ins Leben gerufen und von Julius Stubbe geleitet wurde.[2] Ein von dem Komitee gestellter Antrag auf Einrichtung einer Volksküche für Erwerbslose, Wohlfahrtsempfänger, Kleinrentner und Sozialrentner wurde im November 1930 von der Gemeindevertretung angenommen.[3] Auch die Nationalsozialisten stimmten der Einrichtung zu und versuchten sich bei den anstehenden Gemeindevertreterwahlen mithilfe des Themas Volksküche als Interessenvertretung der Arbeitslosen ins Spiel zu bringen.[4]
Am 16. Dezember 1930 eröffnete die Volksküche nach Umbaumaßnahmen im damaligen Werkzeug- und Materialraum zwischen dem Gemeindehaus und dem Gashaus. Ungefähr 400 notleidende Bewohnerinnen und Bewohner nahmen sie in Anspruch und konnten hier Essen nach gestaffelten Preisen in Höhe von 15 bis 30 Pfennig erhalten.[5] Zur Eröffnung schrieb das Pinneberger Tageblatt: „Die Erwerbslosen-Volksküche wird am 16. d. M. eröffnet und die dazu bestimmte Kochfrau, Frau Amanda Siebers, wird alles aufbieten, ein gutes, geschmackvolles Essen herzustellen und es steht zu hoffen, dass endlich einmal die Aermsten der Armen auch wieder für ihre Familien, hauptsächlich die kleinen Kinder, ein billiges warmes Essen erhalten können.“ [6]
Nach dem Winter 1931/32 musste die Volksküche aufgrund der fehlenden finanziellen Beihilfen des Kreises und der Gemeinde wieder schließen.[7] Proteste des Erwerbslosen-Komitees führten jedoch dazu, dass die Gemeindevertretung einer Wiederaufnahme des Betriebes der Volksküche zustimmte, allerdings nun nicht mehr unter Aufsicht der Gemeinde, sondern in Selbstverwaltung der Beteiligten.[8] So kam es am 16. September 1931 zur Wiedereröffnung der Volksküche, diesmal mit einer Essensausgabe zum Einheitspreis von 15 Pfennig pro Portion. Die Verwaltung der Volksküche übernahm eine vom Erwerbslosen-Komitee gewählte sechsköpfige Volksküchen-Kommission unter Vorsitz von Julius Stubbe.[9] Die politischen Auseinandersetzungen unter den Arbeiterparteien SPD und KPD machten sich auch bald in der Volksküchen-Kommission bemerkbar. Der langjährige SPD-Gemeindevertreter Wilhelm Kahle wurde im November 1931 aus der Volksküchen-Kommission abgesetzt, da er, so der Vorwurf, „die Interessen der Erwerbslosen nicht voll und ganz vertreten hat und selbst auch gar nicht erwerbslos ist. “ [10]
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde auch die Volksküche gleichgeschaltet. Eine damals übliche Anschuldigung gegenüber verantwortlichen Personen aus der Arbeiterbewegung war der Vorwurf der Unterschlagung, um diese Funktionäre zu diskreditieren und von ihren einstigen Anhängern zu trennen. So hieß es am 22. Mai 1933 auf einer Veranstaltung der Nationalsozialistischen Betriebszellenorganisation (NSBO) über die örtlichen Gewerkschaften und die Volksküche: „Der Leiter der Quickborner NSBO., Pg. Petersen = Quickborn, gab bekannt, dass Revision ergeben habe, dass auch in Quickborn von marxistischen Herren mit den Groschen der Arbeiter und dem für die Arbeiter bestimmten Geld gewirtschaftet worden ist, dass es einfach jeder Beschreibung spottet.[11] Die zukünftige Leitung der Volksküche ging in die Hände des NSBO-Vorstitzenden Karl Petersen über.[12] Unklar ist, wie lange die Volksküche noch während der Zeit des Nationalsozialismus bestehen blieb. Es ist zu vermuten, dass sie recht bald eingestellt und durch die engmaschige Versorgung der notleidenden Bevölkerung durch die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV) und das Winterhilfswerk (WHW) ersetzt wurde.
Erst nach dem Zweiten Weltkrieg kam es wieder zu einer Eröffnung der Volksküche, wieder unter Leitung von Julius Stubbe,[13] diesmal jedoch räumlich an die Volksschule angebunden.[14]