Heisterkampstraße als eine „Straße im Widerstand“

Gedenkstein für die Opfer des Nationalsozialismus Britten, Sorg und Vollstedt auf dem (Neuen) Friedhof in Uetersen (Foto: E. Vogt 2013)
Heisterkampstraße 36, Uetersen

Hier wohnten mehrere der in den „Offenborn-Prozessen“ Verurteilten ehem. KPD-Mitglieder: u.a. Karl Haase (Nr. 29), Franz Kristen (Nr. 36) und Hans Due (Nr. 38).

Alle Genannten wurden 1935/36 wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu mehrjährigen Zuchthausstrafen verurteilt.

Der Vorwurf: Sie hatten sich trotz Parteiverbots durch die Nazis weiterhin heimlich getroffen, weiter Partei-Beiträge kassiert und auch Flugblätter hergestellt und verbreitet.

Johannes Offenborn (*1902) war in Elmshorn Maschinenbauer. Nach ihm sind die Prozesse benannt, die ab dem 10. 12.1935 vor dem 3. Strafsenat des Kammergerichts Berlin im Hamburger Strafjustizgebäude „in der Strafsache gegen Offenborn und Andere wegen Vorbereitung zum Hochverrat“ stattfanden, insgesamt waren es 24 Prozesse.[1]

In Uetersen gab es eine Zusammenarbeit von KPD und SPD im Untergrund; dem dienten z.B. die „… Versammlungen auf der Elbinsel Pagensand mit Joh. Offenborn, .., Hans Britten, Viktor Andersen , Franz und Josef Kristen, Karl Haase, .. und Wilhelm Lüdemann. Thema: Zusammenarbeit von SPD und KPD.“[2] Das war im Juni 1933. Andersen und Lüdemann waren Sozialdemokraten.

Drei Verurteilte wurden in der Nazi-Zeit ermordet: Johann Britten (1904-1945), Arthur Sorg (1901-1937) und Wilhelm Vollstedt (1888-1942).

Sorg ist 1937 im Lager Aschendorfer Moor durch Nachlässigkeit des Lagerarztes verstorben. Vollstedt ist 1942 im KZ Neuengamme umgekommen und Britten ist 1945 in der Neustädter Bucht ertrunken (Evakuierung des KZ Neuengamme und Bombardierung durch die Briten). Britten war 1933 gewählter Stadtvertreter für die KPD, konnte sein Mandat jedoch nie wahrnehmen.

(Hinweis: Gedenkstein auf dem Neuen Friedhof)

(Hinweis: Für alle drei sind 2012 „Stolpersteine“ an ihrer letzten frei gewählten Wohnadresse verlegt worden.)

Zusammenfassung:

Die Heisterkampstraße in Uetersen gehört zu den Straßen im Kreis Pinneberg, die lt. Bringmann/Diercks zu den „Straßen im Widerstand“ zählt. Denn hier wohnten insgesamt 9 Angeklagte von insgesamt 261 Angeklagten der Offenborn-Prozesse.

 

Erhard Vogt, Juli 2017

 

[1] Vgl. F. Bringmann/H. Diercks, Die Freiheit lebt, Frankfurt a.M. 1983, S. 80

[2] Das., S. 134

Veröffentlicht von Erhard Vogt am

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