Paul Mischke (1891-1959), Zimmerer – gewählter Stadtvertreter, von den Nazis ausgeschlossen

Paul Mischke
Schreiben des Magistrats der Stadt Uetersen vom 07.08.1933
24. Juni 1933
Feldstr. 49, Uetersen

Paul August Mischke wurde am 23.01.1891 in Altona geboren[1].

Er kam im Jahr 1900 nach Uetersen, erlernte bei der Firma Henry Kölln das Zimmererhandwerk. „Nach einigen Jahren auf Wanderschaft kehrte er nach Uetersen zurück, um dann als Geselle und Zimmerpolier wieder bei seiner Lehrfirma bis zur Erreichung der Altersgrenze zu arbeiten“ schrieb die UeNa[2].

Seit 1909 Mitglied der SPD[3].

Paul Mischke war verheiratet mit Johanna Minna Henrike M. geb. Wentzel[4].

Bei der Gemeindewahl am 4. Mai 1924 wurde Mischke zum Stadtverordneten (= Stadtvertreter) für die SPD in Uetersen gewählt[5]. Seine Wiederwahl erfolgte am 17. November 1929[6] und am 12. März 1933[7].

Wenige Tage nach dem Verbot der SPD im Juni 1933 wurden am 24. Juni .. zahlreiche SPD-Stadtverordnete aus Uetersen und wichtige Partei- und Gewerkschaftsfunktionäre verhaftet und in ein Konzentrationslager gesperrt …“ schrieben Bringmann/Diercks.[8] Paul Mischke war ab dem 26. Juni 1933 im Lager Glückstadt inhaftiert[9].

Durch die „Verordnung zur Sicherung der Staatsführung“ vom 7. Juli 1933 (RGBl. S. 462) wurde die Zuteilung von Sitzen auf Wahlvorschläge der SPD für die Vertretungskörperschaften für unwirksam erklärt[10]. Mit Schreiben vom 7. August 1933 teilte der Magistrat ihm mit, dass das Mandat als Stadtverordneter erloschen sei.

1944 Inhaftierung im KZ Neuengamme[11].

Am 15. September 1946 Wahl zum Ratsherrn der Stadt Uetersen; er gehörte auch dem Verwaltungsausschuss an (Vorläufer vom Magistrat). Wiederwahl 1948, 1951 und 1955.

Mischke war langjähriger Vorsitzender des Bauausschusses; seit 1946 Vorstandsmitglied der gemeinnützigen Bau- und Siedlungsgenossenschaft „Pinnau“.

Von 1946 bis 1955 war er auch Mitglied des Kreistages[12].

Am 25. Mai 1951 wurde Paul Mischke zum Bürgervorsteher der Stadt Uetersen gewählt. Zwischen ihm und dem Bürgermeister gab es nie einen Kompetenzkonflikt[13]. „Er liebte nicht das große Wort und eine äußerlich aufgefasste Repräsentation. Er diente.[14]

Nach kurzer schwerer Krankheit starb Paul Mischke am 20. Februar 1959. „Er war nicht nur der erste, sondern der angesehenste Bürger seiner Stadt“ sagte Bürgermeister Dr. Frenzel bei der Trauerfeier[15]. „Er war mir stets ein guter Ratgeber und Freund“ schrieb sein ehemaliger Arbeitgeber Henry Kölln in einer Anzeige[16]. Die Trauerfeier fand am 25. Februar in der Turnhalle Parkstraße statt. Anschließend führte ein Trauerzug zum Neuen Friedhof. Dort wurde er für eine Gedenkminute in der Kapelle aufgebahrt und anschließend beigesetzt[17].

Auf Grund seines verdienstvollen Wirkens wurde nach seinem Tod die Sportallee in Paul-Mischke-Allee umbenannt[18].

Erhard Vogt, Überarbeitung August 2024

Veröffentlicht von Erhard Vogt am

Kommentieren Sie den Beitrag

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert **

*

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Navigiere zu
Themen
  • Arbeitslager
  • Ereignis
  • Jugend
  • Nazi-Organisation
  • Person
  • Verfolgung
  • Widerstand
  • Alle Kategorien aktivieren