NS-Kunst – Ger­ma­nen­my­thos oder nur eine Ga­li­ons­fi­gur? – Die  „Flo­ra“ des NS-Il­lus­tra­tors W. Pe­ter­sen

Informationstafel an der Volksbank. "Prof. Wilhelm Petersen": Sein "Professorentitel" beruhte auf keiner akademischen Qualifikation, sondern war ihm von Adolf Hitler 1938 verliehen worden. Bild: R.Arendt
Der Flora-Brunnen noch mit einer Betonfigur, die dann ein Jahr später im Jahre 1970 der Bronzeplastik von Wilhem Petersen weichen sollte. Fünf Jahre später protestierte die SPD gegen einen Antrag auf die Ehrenbürgerschaft an Petersen. Die Fraktion boykottierte geschlossen eine öffentliche Veranstaltung. Zu einer solchen Ehrung kam es letztlich nicht. Bild StaE in: "773 Schritte durch die Zeit Königstraße Elmshorn", Beiträge zur Elmshorner Geschichte Bd. 29
Phantasiegebilde: Die Galionsfigur "Flora" an der Rückseite der Volksbank Elmshorn. Die Rezeption von Petersens Darstellungen und Werken im rechtsextremen Milieu dauert bis heute an. Bild: R. Arendt
Petersen nahm zwischen dem 1. und 18. September 1939 als MG-Schütze am Überfall auf Polen teil. Seine Einsatzorte und Einsätze lassen sich nur unzureichend beschreiben. Der polnischen Justiz und einer drohenden Todesstrafe entging er nach einer kurzen Internierung in Neuengamme im Juni 1946 durch ein Gnadengesuch. Für seine Teilhabe am NS-System, für seine Mitgliedschaft in der SS und auch für seine klar rassistischen Aussagen, etwa in seinem „Totentanz in Polen“ musste er sich juristisch nie verantworten. (Kreismuseum Wewelsburg, Bild: EN v. 21/22. Oktober 1939, Stadtarchiv Elmshorn)
20. Mai 1969
Hols­ten­platz und Kö­nig­stra­ße 17, 25335 Elms­horn

Die vom NS-Il­lus­tra­tor Wil­helm Pe­ter­sen ge­schaf­fe­ne Ga­li­ons­fi­gur für den Elms­hor­ner Flo­ra-Brun­nen hängt nach des­sen Ab­riss seit 2009 an der Rück­sei­te  der Volks­bank Elms­horn, dem da­ma­li­gen Auf­trag­ge­ber.  Aber was hat­te die Fi­gur wirk­lich mit dem Elms­hor­ner Wal­fän­ger zu tun und wel­che Mo­ti­ve sein Ur­he­ber bei der Aus­füh­rung?

Der Ma­ler und Kriegs­zeich­ner – zur Per­son Wil­helm Pe­ter­sen

Pe­ter­sen (1900-1987) wuchs in Elms­horn und Ham­burg auf. Nach ei­ner Leh­re in ei­ner Ham­bur­ger Künst­ler­werk­statt mel­de­te er sich noch 1918 als Kriegs­frei­wil­li­ger. 1920 nahm er am Kapp-Putsch ge­gen die Wei­ma­rer Re­pu­blik teil.

In den 1920er Jah­ren be­tä­tig­te er sich als Il­lus­tra­tor und wur­de spä­ter be­kannt durch sei­ne Dar­stel­lung „nor­di­scher Men­schen“. 1933 trat er der NS­DAP bei und er­hielt 1938 von Hit­ler für sei­ne Ma­le­rei im Sin­ne des NS-Re­gimes den Pro­fes­so­ren­ti­tel. Im zwei­ten Welt­krieg war er Mit­glied der Waf­fen-SS und zu­gleich Ma­ler und Kriegs­zeich­ner.

Sei­ne Kar­rie­re konn­te er nach 1945 er­folg­reich fort­set­zen, u.a. als Co-Zeich­ner der be­kann­ten Me­cki-Fi­gur der Zeit­schrift HÖRZU. Po­li­tisch be­kun­de­te er sei­ne nach wie vor rechts­ex­tre­me  Ge­sin­nung durch den Bei­tritt zur NPD.[1]

Ober­fläch­lich schein­bar pro­blem­los in die Ge­sell­schaft der Bun­des­re­pu­blik in­te­griert, blieb er bis zu sei­nem Tod der Ideo­lo­gie und den per­so­nel­len Netz­wer­ken aus der Zeit des Fa­schis­mus ver­haf­tet. Sei­ne bild­ne­ri­schen Ar­bei­ten wer­den bis heu­te von Neo­na­zis af­fir­ma­tiv ver­wen­det.[2]

„Pro­fes­sor“ Pe­ter­sen starb 1987 in sei­ner Hei­mat­stadt Elms­horn, trotz sei­ner po­li­ti­schen Über­zeu­gung als von vie­len ge­ach­te­ter  Künst­ler und Mit­bür­ger[3]

Ein ers­ter Auf­trag der Volks­bank für Pe­ter­sen in den 1950er Jah­ren

Schon 1955 wur­de Pe­ter­sen von der Volks­bank in Elms­horn da­mit be­auf­tragt, das Haupt­ge­bäu­de mit ei­nem Mo­nu­men­tal­ge­mäl­de aus­zu­stat­ten.  Die Elms­hor­ner Nach­rich­ten kom­men­tier­ten da­mals: „Dieses dreiteilige Bildwerk ist nicht nur Schmuck eines Bankhauses – es ist eine neue Sehenswürdigkeit Elmshorns, die viele Besucher erfreuen wird.“  An­läss­lich die­ses Be­rich­tes geht der Jour­na­list aus­führ­lich auch auf Pe­ter­sens Le­ben und Werk ein, wo­bei sei­ne Tä­tig­keit als SS-Kriegs­zeich­ner, wie über­haupt die Kriegs­jah­re ohne Er­wäh­nung blei­ben. Lo­bend hin­ge­gen wer­den Pe­ter­sens Bil­der zu „ger­ma­ni­schen The­men“ her­vor­ge­ho­ben: „Petersens Germanenbilder, ein kleiner Teil seines Schaffens, dienten – nicht immer recht verstanden – der dienstvollen Aufgabe, das Leben u n s e r e r (Sperrung im Original, Anm. d. Verf.) Ahnen auf wissenschaftlicher Grundlage neu zu gestalten.“[4]

Das auch von Pe­ter­sen be­haup­te­te wis­sen­schaft­li­che Fun­da­ment sei­ner Ger­ma­nen­dar­stel­lun­gen wird im Steinburger Jahrbuch 2022 und dem heimatkundlichen Jahrbuch für den Kreis Pinneberg 2022 wi­der­legt. „Die Ger­ma­nen“ als ein­heit­li­ches Volk oder gar als „Ras­se“ hat es nie ge­ge­ben. Mit Pe­ter­sens groß­for­ma­ti­gen Schul­wand­bil­dern wur­den viel­mehr der jun­gen Ge­ne­ra­ti­on im Ge­schichts­un­ter­richt die zen­tra­len Ele­men­te der NS-Ideo­lo­gie, wie die „Über­le­gen­heit der ger­ma­ni­schen Ras­se“, der „Wehr­ge­dan­ke“ oder der Füh­rer­kult, ver­mit­telt. So soll­te auch das Groß­ge­mäl­de mit der Dar­stel­lung ei­ner „ger­ma­ni­schen Baum­sarg­be­stat­tung“ für das NS-„Ger­ma­nen­grab“ in It­ze­hoe im Rah­men der „Volks­er­zie­hung“ eine ganz ähn­li­che Funk­ti­on er­fül­len.[5]

Phan­ta­sie­ge­bil­de: Der „Flo­ra“-Brun­nen und sei­ne Bron­ze­plas­tik

1969 stif­te­te die Volks­bank Elms­horn dann im Rah­men der Neu­ge­stal­tung des Bahn­hofs­vier­tels den „Flo­ra-Brun­nen“ am Hols­ten­platz, der an das Elms­hor­ner Wal­fang­schiff „Flo­ra“ er­in­nern soll­te. Nach Über­prü­fung ver­schie­dens­ter Mo­del­le der „Flo­ra“, Zeich­nun­gen und Ab­bil­dun­gen des Elms­hor­ner Wal­fang­schif­fes ins­be­son­de­re aus der Samm­lung des Elms­hor­ner Mo­dell­bau­ers Emil G.Bai, ei­nem gu­ten Be­kann­ten Wil­helm Pe­ter­sens, ist fest­zu­stel­len: Eine sol­che, wie von Pe­ter­sen ge­stal­te­te Ga­li­ons­fi­gur, hat es an dem Ori­gi­nal nie ge­ge­ben.[6]

Die Fra­ge nach sei­nem Mo­tiv, ei­nen der­art idea­li­sier­ten Frau­en­kör­per in Bron­ze zu gie­ßen, ge­stal­tet sich schwie­rig, da ei­ge­ne Er­klä­run­gen hier­zu nicht be­kannt sind und die Auf­trag­ge­ber ver­mut­lich Pe­ter­sen freie Hand lie­ßen.

Mo­tiv Ger­ma­nen­my­tho­lo­gie? – Fra­gen und  Ant­wor­ten

„Das Auge ist ein durch Er­zie­hung re­pro­du­zier­tes Pro­dukt der Ge­schich­te und der `rei­ne´ Blick eine ent­spre­chen­de Er­fin­dung.“ (Pier­re Bour­dieu) [7]

Pe­ter­sen ent­wi­ckel­te sich seit der frü­hen Wei­ma­rer Re­pu­blik zu ei­nem der wich­tigs­ten und ein­fluss­reichs­ten Bild­ge­ber ei­ner „völ­ki­schen“ Auf­fas­sung vom Aus­se­hen der Ger­ma­nen. Mit sei­nem Auge präg­te er nicht zu­letzt auch das un­his­to­ri­sche und ras­sis­ti­sche Bild des „ger­ma­ni­schen Men­schen“, das die SS in ih­ren Pu­bli­ka­tio­nen und Schu­lungs­ma­te­ria­li­en ver­brei­te­te und Teil des Selbst-Bil­des ih­rer Mit­glie­der wer­den soll­te.

Auf­fäl­lig ist, dass die ur­sprüng­li­che Be­ton­fi­gur des Flo­ra-Brun­nens, die erst 1970 durch die Bron­ze-Skulp­tur er­setzt wur­de, in Hal­tung und Dar­stel­lung deut­lich von der heu­te an der Fas­sa­de der Volks­bank an­ge­brach­ten Bron­ze-Fi­gur ab­weicht. Bei der Be­ton-Fi­gur fal­len da­bei die stren­ge Hal­tung und die nach oben grei­fen­den und eine Vo­lu­te tra­gen­den Arme auf. Gleich ge­blie­ben sind die Blät­ter (Al­gen/​Tang oder Akan­thus (?)), die den un­te­ren Teil der Fi­gur be­de­cken. Die Bron­ze­fi­gur ist ge­gen­über der Be­ton­fi­gur et­was be­weg­ter und we­ni­ger sta­tisch. War­um hat Pe­ter­sen sei­nen Ent­wurf zwi­schen Be­ton- und Bron­ze­skulp­tur noch ein­mal ver­än­dert und über­ar­bei­tet?

Auf der Su­che nach dem Mo­tiv ste­hen ei­ner der we­nig be­ach­te­ten As­pek­te in sei­ner Tä­tig­keit, sei­ne plas­ti­schen Wer­ke, zu­meist aus Holz, im Fo­kus. Nach bis­he­ri­ger Kennt­nis hat sich kei­nes der Wer­ke er­hal­ten. Eine über­le­bens­gro­ße Frau­en­fi­gur mit dem Ti­tel „Em­bla“ wur­de erst­ma­lig 1936 aus­ge­stellt. Hier­bei han­del­te es sich um eine aus ei­nem Ei­chen­stamm ge­fer­tig­te Akt­fi­gur. Pe­ter­sen be­dien­te sich hier der nor­di­schen My­tho­lo­gie, nach der drei Göt­ter – un­ter an­de­rem Odin – die ers­te Frau und den ers­ten Mann aus  ei­nem Baum schu­fen.[8]

Die Em­bla-Skulp­tur wur­de ver­mut­lich von der Reichs­frau­en­füh­re­rin Ger­trud Scholtz-Klinck er­wor­ben und ver­brann­te of­fen­bar 1945, in­so­fern hat­te Pe­ter­sen le­dig­lich Fo­to­gra­fi­en und sein Ge­dächt­nis be­züg­lich die­ser Fi­gur. Es scheint durch­aus mög­lich, dass sich Pe­ter­sen so­zu­sa­gen bei sich selbst be­dient hat und An­klän­ge sei­ner Skulp­tu­ren aus den 1930er Jah­ren, so etwa der „Em­bla“, (be­wusst oder un­be­wusst) in die Flo­ra-Skulp­tur ein­ge­gan­gen sind.

Die Arm­hal­tung des rech­ten Arms der Bron­ze­fi­gur er­in­nert tat­säch­lich an sei­ne Holz­plas­tik „Em­bla“, auch die zwi­schen den Brüs­ten der Fi­gur be­find­li­che Haar­lo­cke zeigt Ähn­lich­kei­ten. In vie­len wei­te­ren De­tails weicht die Bron­ze­skulp­tur je­doch deut­lich ab. So etwa was die Kopf­hal­tung, die Hal­tung des lin­ken Ar­mes, oder die ge­sam­te Bein­par­tie an­geht. Zu­dem sind die Au­gen der Em­bla im nach hin­ten ge­leg­ten Kopf ge­schlos­sen, wäh­rend die Bron­ze­fi­gur „Flo­ra“ streng nach vorn durch ge­öff­ne­te Au­gen blickt.

Da bei­de Fi­gu­ren sehr stark von­ein­an­der ab­wei­chen und zu­dem bei der Flo­ra auf­grund der Nut­zung als Ga­li­ons­fi­gur an ei­nem sti­li­sier­ten Schiff ein ganz an­de­rer Kon­text ge­ge­ben ist, bei­de Fi­gu­ren also gänz­lich un­ter­schied­li­che Funk­tio­nen ein­neh­men und das Ge­samt-The­ma bei­der deut­lich un­ter­schied­lich ist (Flo­ra: Ga­li­ons­fi­gur, Schiff, Meer; Em­bla: nor­di­sche My­tho­lo­gie, Baum, „Schöp­fung“) ist es eher nicht wahr­schein­lich, dass Pe­ter­sen mit sei­ner Flo­ra-Skulp­tur be­wusst an die „ger­ma­ni­sche“ My­tho­lo­gie an­knüpf­te und (so­zu­sa­gen durch die Hin­ter­tür) den „nor­di­schen Schöp­fungs­my­thos“ in die Stadt tra­gen woll­te. [9]

Das NS-Kö­pe­ri­de­al und die Bild­hau­er­spra­che im Na­tio­nal­so­zia­lis­mus

„Dem ab­sur­den Ras­sen­wahn der SS ent­spre­chend war er der Mei­nung, dass Deutsch­land `ras­sen­rein´ sein soll­te“. (An­ders Pe­ter­sen) [10]

Er­läu­te­run­gen von Wil­helm Pe­ter­sen zu sei­ner „Ga­li­ons­fi­gur“ sind, wie oben schon an­ge­merkt, nicht über­lie­fert. Im Nach­kriegs­deutsch­land zeig­te er we­der Reue noch Be­dau­ern und dis­tan­zier­te sich nicht von sei­ner Rol­le wäh­rend der NS-Zeit, we­der als Künst­ler noch als Mit­glied der Waf­fen-SS und des per­sön­li­chen Sta­bes Reichs­füh­rer SS. In der Bun­des­re­pu­blik ori­en­tier­te er sich po­li­tisch am rech­ten und rechts­ex­tre­men Mi­lieu, be­tä­tig­te sich ak­tiv in der „Hilfs­ge­mein­schaft auf Ge­gen­sei­tig­keit der ehe­ma­li­gen Mit­glie­der der Waf­fen-SS“ (HIAG), war Mit­glied der Ende der 1960er Jah­re ge­grün­de­te­ten „Bau­ern- und Bür­ger­initia­ti­ve e.V.“ des Ho­lo­caust Leug­ners Thies Chris­to­pher­sen, und ver­mut­lich seit kurz nach de­ren Grün­dung 1964 auch in der NPD.[11]

Nimmt man ein­mal struk­tu­rel­le Ana­lo­gi­en, wie die do­mi­nie­ren­de bild­haue­ri­sche For­men­spra­che wäh­rend der NS-Zeit zur Ein­ord­nung sei­ner Skulp­tur, so ver­lang­te hier die ex­zes­si­ve For­de­rung des NS-Kör­pe­ri­de­als nach Schön­heit, Ju­gend und Stär­ke, nach Wil­lens­kraft auch eine ex­zes­si­ve For­men­spra­che. Hit­lers „päd­ago­gi­scher Grund­satz“: „Das Schwa­che muß weg­ge­häm­mert wer­den“ nah­men sei­ne Bild­hau­er, wie Arno Breker wört­lich. Breker ent­wi­ckel­te eine „me­tal­li­sche“ Kör­per­spra­che, eine pan­zer­ar­ti­ge Ana­to­mie“, eine un­na­tür­lich-na­tu­ra­lis­ti­sche Sti­li­sie­rung und Ober­flä­chen­glät­te sei­ner Fi­gu­ren. Die Ästhe­ti­sie­rung des Kör­pers hat­te ein­mal die „kör­per­sprach­li­chen An­schau­ungs­in­stru­men­te“ für ein Re­gime zu lie­fern, das un­be­ding­ten Wehr­wil­len und un­be­ding­te Kampf­be­reit­schaft ver­lang­te. Zum an­de­ren grenz­te das klas­si­zis­tisch über­form­te, ju­gend­lich ras­sis­ti­sche Schön­heits­ide­al al­les „Un­schö­ne“ als „ver­fluch­te Ras­se“ der Au­ßen­sei­ter aus, wie Mar­cel Proust Ju­den und Ho­mo­se­xu­el­le ge­nannt hat. Und schließ­lich er­schie­nen die­se in Bron­ze ge­gos­se­nen oder in Stein ge­haue­nen Fi­gu­ren wie für die Ewig­keit be­stimmt, Aus­druck und Ga­ran­ten ewi­ger Wer­te und ewi­ger Herr­schafts­for­de­run­gen. Dar­auf hat­te Hit­ler sei­ne Mit- und Nach­welt schon früh auf­merk­sam ge­macht. „Selbst wenn ein Volk er­lischt und die Men­schen schwei­gen, wer­den dann die Stei­ne re­den.“[12]

„Kör­per“ wa­ren für die na­tio­nal­so­zia­lis­ti­sche Be­we­gung von be­son­de­rer Be­deu­tung. Die ras­sis­ti­sche Ideo­lo­gie der Na­tio­nal­so­zia­lis­ten ba­sier­te in gro­ßem Maße auf dem Ent­wurf der stän­di­gen Be­to­nung ge­gen­sätz­li­cher Kör­per­bil­der. Dem Kon­strukt der „arisch-nor­di­schen Her­ren­men­schen“ als den an­geb­lich idea­len Mit­glie­dern der na­tio­nal­so­zia­lis­ti­schen „Volks­ge­mein­schaft“ wur­den die „Un­ter­men­schen“ ge­gen­über­ge­stellt, die aus­zu­rot­ten sei­en. Ju­den, Sin­ti und Roma, Sla­wen und Men­schen mit kör­per­li­chen oder geis­ti­gen Ein­schrän­kun­gen wur­den erst zum Op­fer bös­ar­tig ver­zer­ren­der Dar­stel­lun­gen, be­vor sie mil­lio­nen­fach er­mor­det wur­den.

Die SS be­trach­te­te sich zu­neh­mend als die ei­gent­li­che Ver­kör­pe­rung des Na­tio­nal­so­zia­lis­mus. In ih­rer Ent­wick­lung zum füh­ren­den Or­gan  der Ver­fol­gungs- und Ver­nich­tungs­po­li­tik des „Drit­ten Rei­ches“ spie­gelt sich das zu­tiefst le­bens­ver­ach­ten­de Ver­hält­nis des Na­tio­nal­so­zia­lis­mus zum mensch­li­chen Kör­per in al­len sei­nen Fa­cet­ten in be­son­de­rer Deut­lich­keit wi­der. [13]

Ein Groß­teil Wil­helm Pe­ter­sens Schaf­fens be­stand aus der Be­to­nung die­ser ge­gen­sätz­li­chen Kör­per­bil­der.

 

1] Zit. nach: „Der Ma­ler und Krieg­zeich­ner Wil­helm Pe­ter­sen“ in: „Ger­ma­nen­my­thos und die Fra­ge nach un­se­rer Iden­ti­tät“, hrsg. Ge­schich­ten­berg It­ze­hoe, Hei­mat­ver­band Kreis Stein­burg e.V.

[2] Chris­toph Rüt­her, Land­rat des Krei­ses Pa­der­born, Ge­leit­wort zu: „Ger­ma­nen­my­thos und Kriegs­pro­pa­gan­da – Der Il­lus­tra­tor Wil­helm Pe­ter­sen 1900-1987“, Kreis­mu­se­um We­wels­burg, Bd. 12 2021

[3] Zit. nach: „Der Ma­ler und Krieg­zeich­ner Wil­helm Pe­ter­sen in „Ger­ma­nen­my­thos und die Fra­ge nach un­se­rer Iden­ti­tät“, hrsg. Ge­schich­ten­berg It­ze­hoe, Hei­mat­ver­band Kreis Stein­burg e.V.

[4] LaSH, Abt, 811 Nr. 46289 zit. nach: Re­zep­ti­on in re­gio­na­ler Per­spek­ti­ve in: Ger­ma­nen­my­thos und Kriegs­pro­pa­gan­da – Der Il­lus­tra­tor Wil­helm Pe­ter­sen 1900-1987, Kreis­mu­se­um We­wels­burg, Bd. 12 2021

[5] „Ger­ma­nen­my­thos und die Fra­ge nach un­se­rer Iden­ti­tät“, hrsg. Ge­schich­ten­berg It­ze­hoe, Hei­mat­ver­band Kreis Stein­burg e.V.

[6] Mo­del­le beim Deut­schen Schiff­fahrts­mu­se­um Bre­mer­ha­ven, Ma­ri­ti­men Mu­se­um Samm­lung Pe­ter Tamm Ham­burg, Al­tona­er Mu­se­um, Kon­rad-Struve-Mu­se­um und In­dus­trie­mu­se­um Elms­horn, so­wie im Rat­haus Elms­horn ha­ben ent­we­der kei­ne oder aber eine mit Be­klei­dung ge­fer­tig­te Fi­gur. Sie­he auch: Bei­trä­ge zur Elms­hor­ner Ge­schich­te Bd.1, „Fall! Fall! Fall! öwer­all“ Be­rich­te über den schles­wig-hol­stei­ni­schen Wal­fang am Bei­spiel der Stadt Elms­horn, von Emil G.Bai, Egon Hei­nemann Ver­lag 1968, „Flo­ra von El­ves­hörn“ Wil­helm Pe­ter­sen, Chris­ti­ans Ver­lag 1938

[7] Pier­re Bour­dieu „Die fei­nen Un­ter­schie­de – Kri­tik der ge­sell­schaft­li­chen Ur­treils­kraft“ Ein­lei­tung Sei­te 21, Suhr­kamp 1994

8] Holz­plas­tik „Em­bla“ , Bild­un­ter­text Sei­te 47 in: Ger­ma­nen­my­thos und Kriegs­pro­pa­gan­da – Der Il­lus­tra­tor Wil­helm Pe­ter­sen 1900-1987, Kreis­mu­se­um We­wels­burg Bd. 12 2021

[9] Ant­wort der Ku­ra­to­ren der Son­der­aus­stel­lung zu Pe­ter­sen im Kreis­mu­se­um We­wels­burg zu ei­ner An­fra­ge des Ver­fas­sers aus dem Jah­re 2023

[10] Mit­tei­lung von An­ders Pe­ter­sen (18.08.2021) an die Ver­fas­ser Chris­ti­an Jan­sen und Sön­ke Zan­kel des Auf­sat­zes: Das „Ge­ma­nen-Groß­ge­mäl­de“ für den Ge­SCHICH­TEN­berg It­ze­hoe Wil­helm Pe­ter­sens Ger­ma­nen­myh­tos als na­tio­nal­so­zia­lis­ti­sche „Volks­er­zie­hung“, Son­der­druck Stein­bur­ger Jahr­buch 2022, Sei­te 297

[11]   Erik Beck, Rein­hard From­me: „Wil­helm Pe­ter­sen nach 1945. Nach­kriegs­zeit und Re­zep­ti­on“ in: Ger­ma­nen­my­thos und Kriegs­pro­pa­gan­da – Der Il­lus­tra­tor Wil­helm Pe­ter­sen 1900-1987, Kreis­mu­se­um We­wels­burg Bd. 12 2021, Sei­te 177

[12] Pe­ter Rei­chel: „Bil­den­de Kunst: Ver­schö­ne­rung auf Deut­sche Art“ S.368-369 in: „Der schö­ne Schein des Drit­ten Rei­ches – Fas­zi­na­ti­on und Ge­walt des Fa­schis­mus“,  Fi­scher Ver­lag 1994

[13] Kreis­mu­se­um We­wels­burg, Son­der­aus­stel­lung „Die Kör­per der SS – Ideo­lo­gie, Pro­pa­gan­da und Ge­walt“, Ka­ta­log 2016

Wei­te­re Quel­len:

Per­so­nen­be­zo­ge­ne Un­ter­la­gen der SS und SA, Bunds­ar­chiv (BDC) R 9361-III; Bun­des­ar­chiv (PK) VBS 1/​1090009718

Veröffentlicht von Rudi Arendt am

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