Bild: Ausländische Arbeiterinnen der Heeresmunitionsanstalt mit ihren Kindern, undatierte Aufnahme aus dem zweiten Weltkrieg. Mutmaßlich ein Propagandabild, denn die Kinder sahen angesichts ihrer schlechten Versorgung und ihres erbärmlichen Gesamtzustandes höchtswahrscheinlich nicht so proper aus. (Quelle: Stadtarchiv Mölln).
Der Workshop unseres Fördervereins findet am Sonnabend, dem 29.03.2025 in der Beruflichen Schule Pinneberg im Konferenzraum von 10.00 Uhr bis ca. 16.00 Uhr statt. Zugang des Parkplatzes von der Straße „Fahltskamp“. – Es wird einen Vormittags- und einen Nachmittagsblock geben.
Am Vormittag (10.00 bis 12.00 Uhr) wollen wir das Projekt des Arbeitskreises zur Erforschung des Nationalsozialismus in Schleswig-Holstein (AKENS) „Überleben ungewiss. Das Schicksal der Kinder von Zwangsarbeiterinnen in Schleswig-Holstein“ mit Kay Dohnke und Fabian Boehlke vom AKENS vorstellen und besprechen. Schwerpunkt wären die bisherigen Ergebnisse für den Kreis Pinneberg. U.a. mit dem Ausblick: welche Biografien kommen für einen Stolperstein in Frage. Welche Spuren können für unsere Website erarbeitet werden.
Am Nachmittag (14.00 bis 16.00 Uhr) wollen wir dann exemplarisch eine Spur auf unserer Seite (mit wordpress) einstellen. Hier geht es um die technische Umsetzung. Aber auch – Wie recherchiere ich und was für Informationen brauche ich für eine Spur. Interessant auch für alle, die nicht unbedingt eine Spur einstellen wollen, sondern kennen lernen möchten, wie wir arbeiten.
Eine Mittagspause in einem nahegelegenen Restaurant „Elena“ ist vorgesehen. Wir gehen von einer Teilnehmerzahl von max. 20 aus. – Es gibt auch sonnabends eine Mittagskarte.
Informationsmaterial dazu: Seiten aus den Mitteilungen 102 der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte von 2022 (Seite 4ff und Seite 13ff)
Leben und Sterben der Kinder von Zwangsarbeiterinnen im Kreis Pinneberg 1940 bis 1945
Von 1940 bis Ende 1945 starben im Deutschen Reich mindestens 35.000 Kinder von Zwangsarbeiterinnen aus Polen, der Ukraine und Russland. In der Sicht der Machthaber raubten diese als „rassisch minderwertig“ geltenden Kinder den Müttern zu viel Arbeitskraft – sie wurden bald mit einem System an Verordnungen und Maßnahmen verfolgt. Das Spektrum reichte von Zwangsabtreibungen über Einschränkung des Mutterschutzes und verschlechterter Ernährung bis zur erzwungenen Unterbringung in Einrichtungen, wo man den Tod der Kinder aufgrund mangelhafter Versorgung und Krankheiten billigend in Kauf nahm.
In der Geschichtsforschung sind diese Vorgänge erst ansatzweise untersucht. Der Arbeitskreis zur Erforschung des Nationalsozialismus in Schleswig-Holstein (AKENS) leuchtet die spezifischen Strukturen dieser Verfolgung erstmals für ein gesamtes Bundesland aus und rekonstruiert das meist kurze und erbärmliche Sterben von fast 2.100 Kindern hier im Land. 100 von ihnen kamen im Kreis Pinneberg ums Leben.
Kay Dohnke vom AKENS skizziert die Möglichkeiten einer solchen systematischen Erforschung, der für Pinneberg zuständige Historiker Fabian Boehlke stellt regionale Hintergründe und erste Erkenntnisse vor. Anhand konkreter Beispiele wollen wir zeigen, wie wir Kinder aus dem Vergessen zurückzuholen versuchen, die es nach dem Willen der Nazis nie hätte geben sollen.
Das Krankenhaus „Bleekerstift“ der Stadt Uetersen. Es wurde 1874 eingeweiht und geht zurück auf eine Stiftung der Eheleute Bleeker. 130 Jahre später wurde das Krankenhaus inzwischen als Teil der Regio-Kliniken des Kreises Pinneberg geschlossen. 2018 wurde der Gebäudekomplex abgerissen, um Platz für die jetzige Wohnbebauung zu machen. Auf dem Gelände des „Bleekerstiftes“ gab es im Zweiten Weltkrieg eine Baracke, in der ausländische Patienten untergebracht waren. Ab Februar 1943 mussten Zwangsarbeiterinnen aus dem Kreis Pinneberg hier ihre Kinder entbinden.
Bekannt sind die Namen von 15 ausländischen Kindern, die hier im Krankenhaus verstorben sind. Für zwei Kinder wurden 2019 im Tornescher Weg Stolpersteine verlegt. Erinnert wird so auch vor dem ehemaligen Krankenhaus an das Schicksal dreier Säuglinge und deren Mütter, die als polnische Zwangsarbeiterinnen in Bilsen und in Rellingen arbeiten mussten.
In Tornesch führt eine Spur auf den Friedhof zum Schicksal von „Henry Dyda ein Säugling ohne Zukunft“, dessen Mutter, eine Zwangsarbeiterin, auch im Krankenhaus Bleekerstift entbinden mußte. Siehe auch die NDR-Zeitreise