Zusammentreffen der deutschen Delegation unter Generaladmiral Hans Georg von Friedeburg mit englischen Offizieren am 4. Mai 1945 am Bilsener Wohld nördlich von Quickborn zur Unterzeichnung der Teilkapitulation auf dem Timeloberg

Eintreffen der deutschen Delegation, 4. Mai 1945 nachmittags, Quickborn / Kieler Straße (Foto: Imperial War Museums (BU 5223))
Generaladmiral Hans Georg von Friedeburg (3. v. l.) im Gespräch mit Stabsoffizieren der 2. und 21. Armee, 4. Mai 1945 nachmittags, Quickborn / Kieler Straße (Foto: Imperial War Museums (BU 5224))
Der kanadische Oberstleutnant Warren (3. v. l.) im Gespräch mit der deutschen Delegation, 4. Mai 1945 nachmittags, Quickborn / Kieler Straße (Foto: Imperial War Museums (BU 5226))
Ankunft weiterer Teilnehmer der deutschen Delegation, 4. Mai 1945 nachmittags, Quickborn / Kieler Straße (Foto: Imperial War Museums (BU 5227))
Oberst Fritz Poleck (1. v. l.), Generaladmiral Hans Georg von Friedeburg (2. v. l.) und Major Jochen Friedel (3. v. l.) (Foto: Imperial War Museums (BU 5228))
4. Mai 1945
Kieler Straße, Quickborn

Anfang Mai 1945, der zweite Weltkrieg stand kurz vor dem Ende. Adolf Hitler hatte am 30. April Selbstmord begangen, Göring und Himmler aus der NSDAP ausgestoßen und Großadmiral Karl Dönitz zu seinem Nachfolger ernannt. Sowjetische Truppen hatten den Ring um Berlin geschlossen, Teile der US-Armee waren bei Torgau an der Elbe mit der Roten Armee zusammengetroffen, die britischen Truppen hatten die Elbe überquert, am 3. Mai wurde Hamburg kampflos den alliierten Truppen übergeben. Die Regierung Dönitz zog sich von Plön nach Flensburg zurück. Für Italien wurde bereits am 2. Mai eine Teilkapitulation unterschrieben.

In dieser dramatischen Situation überquerte am 3.Mai eine deutsche Delegation unter Generaladmiral Hans Georg von Friedeburg die britischen Linien bei Hamburg, um im Auftrag der Regierung Dönitz mit den Briten zu verhandeln. Auf dem Timeloberg bei Wendisch-Evern (Niedersachsen) trafen sie auf den britischen Feldmarschall Bernhard Law Montgomery. Von Friedeburg bot eine Kapitulation von drei deutschen Armeen zwischen Berlin und Rostock an. Ziel sollte es sein, den weiteren Vorstoß sowjetischer Truppen und Übergriffe auf die Zivilbevölkerung zu verhindern. Montgomery lehnte ab und forderte eine bedingungslose Kapitulation aller Streitkräfte in Nordwestdeutschland, Holland, Dänemark und Schleswig-Holstein, was von Friedeburg zunächst ablehnte, er hatte für einen so weitreichenden Schritt kein Mandat.

Daraufhin legte Montgomery der deutschen Delegation die aussichtslose militärische Lage der deutschen Wehrmacht dar. Von Friedeburg zeigte sich hiervon überrascht, die aussichtslose Lage der deutschen Truppen war ihm bis dahin offenbar in diesem Umfang noch nicht bewusst gewesen. Montgomery forderte daraufhin die deutschen Offiziere auf, seine Forderungen bedingungslos zu akzeptieren, ansonsten würden die Kampfhandlungen fortgesetzt werden. Er sei aber bereit, deutsche Soldaten als Kriegsgefangene in Gewahrsam zu nehmen.

Darauf hin kehrte die deutsche Delegation zurück, um sich von Dönitz ein Mandat für die bedingungslose Teilkapitulation erteilen zu lassen. Um die Sicherheit der deutschen Delegation zu gewährleisten, ließ Montgomery alle Straßen bis Rendsburg als Angriffsziele für alliierte Luftstreitkräfte sperren. Dort nämlich traf von Friedeburg mit Dönitz zur Beratung zusammen. Dönitz stimmte den Forderungen zu. Im Osten gehe der Kampf jedoch weiter „um möglichst viele deutsche Menschen vor der Bolschewisierung und Versklavung zu retten“, wie es dann in einer Verlautbarung des Oberkommandos der Wehrmacht am vom 5. Mai hieß.

Am 4. Mai rücken die Engländer am späten Vormittag in Quickborn ein. Nachmittags traf die deutsche Delegation am Bilsener Wohld nördlich von Quickborn erneut auf Offiziere des Stabes um Generalfeldmarschall Montgomery und wurden von dort ins britische Hauptquartier zu Montgomery geleitet. Noch am selben Tag unterschrieben die deutsche Delegation und Montgomery die bedingungslose Teilkapitulation für sämtliche deutschen Streitkräfte in Holland, Nordwestdeutschland und Dänemark.

Am 7. Mai war von Friedeburg bei der bedingungslosen Gesamtkapitulation der deutschen Wehrmacht durch Genaraloberst Jodel in Reims anwesend, er war Mitunterzeichner der Kapitulationsurkunde im Hauptquartier der Roten Armee in Berlin-Karlshorst am 8. Mai. Nach Auflösung der deutschen Reichsregierung und Verhaftung beging Generaladmiral Hans-Georg von Friedeburg in Flensburg-Mürwik am 22. Mai 1945 Selbstmord.

Autor: Heinrich Kautzky, Kiel
Der Text ist folgendem Aufsatz entlehnt:
Kautzky, Heinrich: Das Ende des Zweiten Weltkrieges auf der Chausse, in: von Hennigs, Burkhard; Kautzky, Heinrich (Hg.): Die Chaussee Altona-Kiel. Die erste Kunststraße in Schleswig-Holstein (Beiträge zur Denkmalpflege in Schleswig-Holstein, Bd. 4). Kiel 2015, S. 251-253.

siehe auch:
Hamann, Werner: Auf dem Weg zu einer Teilkapitulation der Wehrmacht – ein historisches Treffen im Mai 1945 auf der Reichsstraße 4 zwischen Quickborn und Bilsen, in: Heimatkundliches Jahrbuch für den Kreis Pinneberg 2013. Pinneberg 2012, S. 215-223.

Veröffentlicht von Jörg Penning am

Ein Hinweis zu “Zusammentreffen der deutschen Delegation unter Generaladmiral Hans Georg von Friedeburg mit englischen Offizieren am 4. Mai 1945 am Bilsener Wohld nördlich von Quickborn zur Unterzeichnung der Teilkapitulation auf dem Timeloberg”

  1. Jochen sagt:

    Hallo, die beiden „weiterführenden Links“ gehen nicht mehr. Danke.

    1. Jörg Penning sagt:

      Hallo Jochen,
      vielen Dank für den Hinweis. Die Links haben sich geändert. Nun stimmt es wieder.

  2. Hartwig Wilckens sagt:

    Sehr geehrte Damen und Herren,
    das Todesdatum vom Admiral v. Friedeburg ist datiert auf den 22.Mai45.
    Das ist nicht korrekt, er nahm noch an dem Treffen auf dem Schiff teil am 23.5.45 gegen 09:00Uhr.
    Hier wurde ihnen vom Kontrollrat der Alliierten die Gefangennahme eröffnet. Nachdem Dönitz, Jodl und v. Friedeburg die Marineschule in Begleitung erreichten, mußten sie feststellen, dass die gesamte Reichsregierung und Stab OKW verhaftet worden war.
    Admiral v. Friedeburg ging in sein Quartier und unter dem Vorwand zur Toilette zu müssen, nahm er seine mitgeführte Zyankalikapsel und starb.
    Das war am 23. Mai 1945 gegen 10_15 Uhr in Flensburg Mürwik.
    H.Wilckens

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