Philipp Spilger – Bürgermeister 1933 bis 1945

Philipp Spilger als Kriegsteilnehmer des Ersten Weltkrieges (Sammlung: Matthias Fischer-Willwater)
ehemaliger Hof von Philipp Spilger, Quickborn 2007 (Foto: Jörg Penning)
Elternratswahlen 1930 in Quickborn (Pinneberger Tageblatt, 17.07.1930)
Langeloher Weg 1, Quickborn

Philipp Spilger wurde am 11. Dezember 1890 in Rimbach im hessichen Kreis Heppenheim geboren.[1] Er entstammte einer Bauernfamilie und hatte acht Geschwister. Mit 15 Jahren verließ er das Elternhaus und war in verschiedenen Teilen Deutschlands vorwiegend als Arbeiter in landwirtschaftlichen Betrieben und Fabriken tätig. Im Ersten Weltkrieg wurde er zum Militär herangezogen und im Krieg mehrmals verwundet. 1919 ließ er sich in Quickborn nieder und erwarb am Bilsener Wohld einen Bauernhof mit 8,5 ha.[2]

Im November 1929 trat Philipp Spilger mit 38 Jahren der NSDAP bei.[3] Im Sommer kandidierte er für die bürgerliche Liste zu den Elternratswahlen[4] und 1931 für die Gemeindevertretung, zu der die NSDAP in Quickborn erstmals antrat und fünf Mandate erhielt.[5] Der Wunsch der NSDAP-Fraktion, ihn im dritten Wahlgang als stellvertretenden Gemeindevorsteher einzusetzen scheiterte, da der Pinneberger Kreisausschuss ihn nicht anerkannte.[6] Bei der nächsten Gemeindevertreterwahl 1933 führte Spilger die „Nationale Einheitsliste“ an.[7] und wurde nach dem Wechsel des Gemeindevorstehers Dölling nach Uetersen im Oktober 1933 zunächst stellvertretender Gemeindevorsteher und 1934 schließlich Gemeindeschulze der Landgemeinde Quickborn.[8] Zusätzlich war er Ende Dezember 1933 bis 1939 als Kirchenältester tätig.[9] Während des Krieges mussten zwei französische Kriegsgefangene und eine russische Zwangsarbeiterin bei ihm auf dem Hof arbeiten.[10]

Nach Kriegsende wurde er wie der Amtsvorsteher Wilhelm Kolls trotz massiver Kritik der Opfer des Nationalsozialismus von den britischen Besatzungsbehörden zunächst weiterhin im Amt belassen und erst am 23. Mai 1945 abgesetzt.[11] In seinem Entnazifizierungsverfahren, in dem ihm Lehrer Max Frauen und der Sozialdemokrat Wilhelm Kahle wohlwohlende Gefälligkeitszeugnisse für ihn ausstellten, gab er sich geläutert und als Opfer der Partei aus: „Gerade die Propaganda der frühen NSDAP. auf dem Gebiete der Sozialpolitik hat mich dann begeistert und so bin ich 1929 Mitglied der NSDAP. geworden. (…) Zusammenfassend darf ich sagen, dass ich in den früheren Jahren als reiner Idealist, der einmal daran glaubte, soziale Gerechtigkeit mit lösen zu helfen, mich zu der NSDAP. bekannte. Die Enttäuschung, dass ich mich heute durch die frühere NSDAP. als belogen und betrogen fühle, ist dadurch doppelt gross.[12] Er wurde in diesem Verfahren in die Gruppe IV als Mitläufer eingestuft.[13]

Spilger starb 1953 mit 62 Jahren in Quickborn.

Veröffentlicht von Jörg Penning am

Kommentieren Sie den Beitrag

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert **

*

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Navigiere zu
Themen
  • Arbeitslager
  • Ereignis
  • Jugend
  • Nazi-Organisation
  • Person
  • Verfolgung
  • Widerstand
  • Alle Kategorien aktivieren