Heinrich Wilckens (1892-1956), Schuhmacher – gewählter Stadtvertreter und Stadtrat, von den Nazis beurlaubt, ausgeschlossen und verfolgt

Heinrich Wilckens 1955, aus: SPD-Wahlprogramm 1955
Schreiben des Magistrats der Stadt Uetersen vom 07.08.1933
25. März 1933
Kleiner Sand 74, Uetersen

Heinrich Johannes Matthias Wilckens wurde 15. Februar 1892 in Ritscherschleuse, Kreis Stade, geboren.

Volksschule, Schuhmacherlehre, nach Ablegung der Prüfung Wanderschaft. 1911 nach Schleswig-Holstein gekommen. Seit 1920 kommunalpolitisch tätig.“[1]

Heinrich Wilckens war verheiratet mit Anna Emma Henriette W. geb. Krohn (1893-1978)[2]. Sie hatten vier Kinder: zwei Töchter und zwei Söhne. Sohn Henry fiel 1942 in Russland[3].

1920 wohnte die Familie „am See“, 1924 im Kleinen Sand 74 und 1956 „Neue Str. 11“.

Wilckens stand bei der Gemeindewahl 1924 auf Platz 6 der SPD-Liste und wurde erstmals Stadtverordneter. Bei der Gemeindewahl 1929 stand er auf Platz 4 und zog wieder in die Stadtverordneten-Versammlung ein. Am 3. Dezember 1929 wurde er zum Stadtrat gewählt[4]; am 2. Februar 1930 verzichtete er auf das Mandat als Stadtverordneter, so dass eine Nachberufung stattfinden konnte. Bei der Gemeindewahl 1933 wurde er als Stadtverordneter wiedergewählt (Platz 5).

Als Stadtrat wurde Wilckens am 25. März 1933 auf Weisung des Regierungspräsidenten in Schleswig vom Landrat beurlaubt[5].

Am 2. Mai 1933 wurde Wilckens von den Nazis zum ersten Mal verhaftet; zwischen 1933 und 1945 fanden 21 Haussuchungen und 4 Verhaftungen statt. Nach dem 20. Juli 1944 wurde er in das KZ Neuengamme eingeliefert.[6]

Seit dem 7. Dezember 1945 wurde er (politischer) Bürgermeister der Stadt Uetersen und seit dem 23. September 1946 auch Vorsitzender der Stadtvertretung – Chef der Stadtverwaltung war von 1945 bis 1950 ein Stadtdirektor.

1946 wurde Wilckens auch Mitglied des Kreistages Pinneberg. Seit dem 1. April 1950 war er hauptamtlicher Bürgermeister der Stadt Uetersen, der auch wieder Chef der Stadtverwaltung wurde.

1950 wurde Wilckens auch zum Mitglied des Landtages von Schleswig-Holstein gewählt[7]. Er gehörte verschiedenen Ausschüssen an.

Heinrich Wilckens starb am 30. September 1956 im Krankenhaus Uetersen an den Folgen seiner schweren Verletzungen, die er bei einem Verkehrsunfall am 28. September in Uetersen erlitten hatte[8]. Die Trauerfeier für ihn fand am 4. Oktober 1956 in der großen Stadthalle statt; anschließend wurde er auf dem Neuen Friedhof ohne Amtshandlung beigesetzt[9].

Verschiedene Wohnungsbauprojekte standen im Mittelpunkt seiner Amtszeit: Bebauung des alten Sportplatzes und der Schanzenstraße mit Wohnhäusern, Bau einer Rentnersiedlung und Bebauung des ehem. Schützenplatzes mit Wohnhäusern[10].

Im Andenken an ihn wurde die Rentner-Siedlung zwischen Großer und Kleiner Twiete nach ihm benannt: die Heinrich-Wilckens-Siedlung. Sie besteht heute (2024) so nicht mehr, da das Areal zu einem Wohngebiet umgewandelt wurde. Durch das Wohngebiet führt als Anliegerstraße die „Heinrich-Wilckens-Twiete“.

Erhard Vogt, Überarbeitung August 2024

Veröffentlicht von Erhard Vogt am

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