Das Tabea-Krankenhaus in Blankenese preist sich an mit einem „Loblied“ von 1940, ausgesprochen von Dr. Friedrich Ofterdinger.
„Ich glaube, daß all‘ die Liebe und Mühe, die in dieses Schmuckkästchen von Krankenhaus eingebaut sind, sich zweifellos auswirken werden auf die Patienten. Denn wer hier auf diesem schönen Fleckchen Erde nicht gesund wird, dem ist bestimmt nirgends zu helfen.“[1]
Wer war dieser Mann?
In Rellingen geboren. Besuchte das Reformgymnasium in Altona. Von 1914 bis 1918 Soldat im 1.Weltkrieg. 1919 Kompanieführer in einem Hamburger Freikorps. – 1920 Medizinstudium in Hamburg und Kiel. Ab 1926 arbeitete er als niedergelassener Allgemein-Mediziner in Hamburg-Gr.Borstel. 1929 Eintritt in die NSDAP. 1933 wurde er Gesundheits- und Schulsenator in Hamburg. Ofterdinger war von diesem Zeitpunkt bis Juni 1945 maßgeblich für die Gesundheitspolitik zuständig.
Von 1942 bis 1944 war er auch Leiter der Schul- und Hochschul-Abteilung in der Hamburger Staatsverwaltung und wurde am 10.Mai 1944 noch zum Ehrenmitglied der Universität Hamburg ernannt.
Als überzeugter Nationalsozialist stand er hinter den Ideen der sogenannten „Erb- und Rassenhygiene“ und setzte frühzeitig die Zwangssterilisationen von sogenannten „Unwertem Leben“
um. Über die Krankenmorde der Aktion T4 (Gas) und die ab 1943 einsetzenden Krankentransporte in Tötungsanstalten war er vollständig unterrichtet und nutzte seine Position im Hamburger Gesundheitswesen, um die Euthanasie-Maßnahmen zu forcieren. So „verlegte“ er in den Alsterdorfer Anstalten und im Kinderkranken-haus Rothenburgsort Menschen an andere Orte, wo sie dem Tode geweiht waren. Auch sorgte er dafür, daß die Sterbeurkunden gefälscht wurden.
Auch als Senator für Schul- und Bildungswesen in Hamburg war er aktiv daran beteiligt, Lehrer, die nicht konform mit der Nazi-Ideologie waren, ihres Amtes zu entheben, zu entlassen und ihnen die Grundlagen ihrer Existenz zu nehmen.
Am 20.Juni 1945 wurde Ofterdinger von der Militärverwaltung der Britischen Besatzungszone seines Amtes enthoben und in Neumünster-Gadeland interniert. Ofterdinger verstarb 1946 während der Gefangenschaft im Internierungslager infolge eines Hungerödems.
Am Gebäude des ehem. Kinderkrankenhauses Rothenburgsort erinnert eine Gedenktafel vom 9.11.1999 an die ermordeten Kinder. In der Gedenkschrift/Dokumentation des Hygiene-Institutes wird Ofterdinger auf den Seiten 19 und 21 als Akteur erwähnt.
Quellen:
Hans-Peter de Lorent : „Täterprofile“
Gertrud Meyer : „Nacht über Hamburg“
Wikipedia: Hygiene-Institut Rothenburgsort
Autorin: Rosa Ludwigsen, 11.Juni 2016