Aussage einer Nachbarin im Rahmen des Wiedergutmachungsverfahrens von Erna Jacobsohn, 1952

Veröffentlicht von Jörg Penning am

Hiermit bestätige ich, dass mir Frau Erna Jacobsohn, Quickborn, Kampmoorstr. 31 Anfang 1939 hier in der Quickbornerheide auffiel. ich hatte sie vorher hier nie gesehen.

Frau J. trug ihre rechte Hand im Verband und ihr tottrauriges Gesicht liess mich nicht los und so ging ich ihr einmal nach. Ich sprach sie an, doch sie sagte: ‚Es wäre besser für Sie, wenn Sie niemand mit mir sehe.‘ Ich drang in sie und erfuhr ihr schreckliches Schicksal, dass ihr Mann Jude sei und in Haft ist, ihr Sohn aus der Schule als Jude geworfen sei. Sie selbst sollte auch schon abgeholt werden.

Ich lud sie des öfteren zu mir ein und sie erhielt durch mich im Februar 1943 ihre jetzige Wohnung und wohnte dann neben mir. Sie war glücklich über die Wohnung, damit ihren Eltern die Lauferei der Polizei erspart bliebe, die alle Augenblicke bei ihnen laufe. Auch war ihr Mann seinerzeit sehr krank.

Doch am 6. Januar 1944 wurde sie zwangsweise als Jude auf die Strasse gesetzt. Da sie in 1 Notwohnung ohne Ofen, ohne Toilette, ohne jeglichen Nebenraum eingewiesen werden sollte, nahm ihre Mutter sie wieder auf. (…)

Am schlimmsten war es während der Flucht ihres Mannes, sie bangte um seine wie ihre und der Kinder Sicherheit. Auch musste sie ihren Mann während dieser Fluchtmonate noch mit Lebensmitteln versorgen.