Arbeitslosigkeit und soziale Not in der Lokalzeitung

Veröffentlicht von Jörg Penning am

Quickborn-Hasloher Tageblatt, 05.02.1929:

Große Erwerbslosenzahl. Nachdem nunmehr auch die hiesige Abteilung der Thörlschen Oelfabrik ihren Betrieb gänzlich eingestellt hat, ist die Zahl der Erwerbslosen noch erheblich größer geworden. Am verflossenen Sonnabend sind weitere 70 Mann der Belegschaft entlassen. Die wenigen jetzt noch vorhandenen Arbeiter sind mit der Abmontage und Aufräumarbeiten beschäftigt. Auch der größte Teil der Arbeiter von der Hamburg-Quickborn Chemischen Industrie A.-G. ist infolge Stilllegung der Bleistation zur Entlassung gekommen. Eine Wiederaufnahme beider Betriebe ist nicht zu erwarten. Da auch sonst sehr schlechte Arbeitsmöglichkeiten bestehen, müssen die hiesigen Erwerbslosen mit längerer Erwerbslosigkeit rechnen. Am Orte ist jetzt keine Industrie mehr vorhanden. Fast alle in Quickborn wohnhaften gewerblichen und Industriearbeiter sind erwerbslos. Die steuerlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse des Ortes sind hierdurch ganz erheblich in Mittleidenschaft gezogen.

 

Quickborn-Hasloher Tageblatt, 06.12.1929:

Selbstmordversuch. Ein Kaufmann aus Hamburg wollte vorgestern Mittag im Elsensee seinem Leben ein Ende machen. (…) Personen, welche das Vorhaben des Mannes beobachtet hatten, beteiligten sich an der Rettung und zogen ihn wieder ans Land. Von Nachbarn wurde die Freiwillige Sanitätskolonne herbeigerufen, die sich um ihn bemühte. Das Motiv der Tat ist in misslichen Wirtschaftsverhältnissen zu suchen.

 

Quickborn-Hasloher Tageblatt, 15.04.1931:

Freiwillig aus dem Leben geschieden ist in Bilsen ein 59jähriger Einwohner. Das Motiv der Tat ist nicht bekannt, doch dürfte auch hier die wirtschaftliche Not mitsprechen. Bemerkenswert ist noch, dass der Verstorbene kurz vorher an sein Vaterland gedacht und sich zum Volksbegehren eingetragen hat.“[1]

 

Quickborn-Hasloher Tageblatt, 22.11.1932:

Zeichen der Zeit! … Feld- und Forstdiebstähle sind in Quickborn an der Tagesordnung… Nicht zu vergessen, dass auch Brennholz vielfach unerlaubt besorgt wird. Ein Gehölz nahe dem Eulenkrug macht zur Zeit den Eindruck, als wäre es regelrecht durchgeholzt – ohne Wissen des Besitzers. Und dann unser früher so stattliche Wildbestand! Es ist ein offenes Geheimnis, dass der Jagdverein Quickborn auch recht viele nicht eingetragene Mitglieder hat, die der edlen Jägerei eifriger nachgehen als die legitimen Mitglieder. Leider meldet keine Statistik, wie viel Hasen, Fasanen und Rehe heimlicherweise aus dem Revier verschwinden. Nicht umsonst werden die Ergebnisse der Treibjagden immer schlechter. Vereinzelt wird ja mal ein Schlingensteller oder Wildschütze erwischt und bestraft, aber was bedeutet das unter so vielen? Auch die Forellen in der Pinnau haben ihre heimlichen Liebhaber. Der Fischereiverein weiß ein Lied davon zu singen. Nicht immer wird es Böswilligkeit sein, die zum Diebe werden lässt, oft wird auch die Not eine Rolle spielen. Zeichen der Zeit!

 

Quickborn-Hasloher Tageblatt, 29.12.1932:

Weihnachtsgeschenke für Erwerbslose. Hiesige Geschäftsleute und Einwohner hatten es sich auch in diesem Jahre nicht nehmen lassen, die Erwerbslosen und ihre Angehörigen durch eine Weihnachtsgabe zu erfreuen. Es war von allen Gebern und Gönnern reichlich gespendet worden, wofür der Erwerbslosenauschuß im Namen der Erwerbslosen allen denen, die zur Bescherung der Erwerbslosen beigetragen haben, den allerherzlichsten Dank ausspricht. Zu der Bescherung selbst kann noch berichtet werden, dass für 450 Arbeitslose und deren Angehörige viele Lebensmittel, Kleidungsstücke, Fußzeug, Feuerung, Bargeld usw. eingegangen waren, so dass es dem Erwerbslosenausschuß unter dem Vorsitz von Jul. Stubbe viel und liebevolle Mühe gemacht hat, jeden zu bescherenden Erwerbslosen nach Familienstärke und Bedürftigkeit zu erfreuen. Man sah bei der Bescherung auch nur in vor Freude strahlende Gesichter und man merkte es allen an, dass sie alle ohne Ausnahme voll und ganz zufrieden gewesen sind, hat doch mancher etwa mit nach Hause nehmen können, was er seit langer Zeit sich nicht mehr hat leisten können.