Spurensuche Kreis Pinneberg und Umgebung

Newsletter 4/23:

Veranstaltungen zur Erinnerungskultur * Gedenken an das Novemberpogrom * Informationen zur Gedenkstättenarbeit * Aktion Stolpersteine in SH

Öffent­li­cher In­for­ma­ti­ons­abend mit Mei­nungs­aus­tausch zu dem The­ma Na­tio­nal­so­zia­lis­mus und mög­li­chen Stra­ßen­um­be­nen­nun­gen in Tor­nesch gut besucht

Gut 30 Interessierte nutzten am 23.11.2023 in der Be­geg­nungs­stät­te Pomm 91 in Tor­nesch die Gelegenheit, sich ei­nen Über­blick über das The­ma Na­tio­nal­so­zia­lis­mus und des­sen Aus­wir­kun­gen in Tor­nesch zu ver­schaf­fen.
An­net­te Schlap­kohl, die Lei­te­rin des Stadt­ar­chi­ves der Stadt Tor­nesch, informierte mit Ver­tre­te­rIn­nen des För­der­ver­eins „Ge­gen das Ver­ges­sen – Spu­ren­su­che im Kreis Pin­ne­berg und Um­ge­bung 1933-1945 e. V.“ anhand der in­ter­ak­ti­ven Web­site über die seit 2012 ins­ge­samt 13 eingestellten Spu­ren aus Tor­nesch. Erhard Vogt veranschaulichte die Arbeitsweise der offenen Geschichtswerkstatt des SPD-Ortsvereins Uetersen.
Tornesch ist im Kreis Pinneberg eine der wenigen Gemeinden, die am 27. Januar regelmäßig Gedenkveranstaltungen abgehalten hat. 2007 beispielsweise wurde an den Prozess von Ausgrenzung und Verfolgung der jüdischen Familie Jacoby erinnert, der in einer Brandstiftung gipfelte. 2021 wurde im zuständigen Ausschuss die Einrichtung einer Stele in Erinnerung an diese Familie im Pastorendamm beschlossen. Die Umsetzung soll demnächst erfolgen. Im Tornescher Zentrum befinden sich zudem drei Gedenktafeln an die Opfer des Nationalsozialismus. Eine umfangreiche Aufarbeitung von NS-Geschichte befindet sich in der 2004 erschienenen Ortschronik von Tornesch. Neben einer umfangreichen Quellenrecherche, u.a. im Landesarchiv Schleswig-Holstein, wurden zahlreiche ZeitzeugInnen befragt, was damals noch möglich war. Regelmäßig finden Rundgänge von SchülerInnen der KGST mit der Historikerin statt.
Zum Ende des Informationsteils stellte Annette Schlapkohl die Spur zur Straßenbenennung Johannes v. Helms vor. Mehr erfahren
Der anschließende Mei­nungs­aus­tausch wird, auf Anregung der Mitarbeiterinnen der Verwaltung, durch das Angebot der schriftlichen Eingabe der einzelnen Meinungsäußerungen, dokumentiert und dem Kulturausschuss zur Verfügung gestellt.

Elisabeth Ruhmann, geb. Mohr (1911-1978, Bild oben) mehr erfahren und Anna Thielemann, geb. Leube (1908-1958, Bild unten) mehr erfahren. Zwei Tornescherinnen, die während der Amtszeit Johnnes von Helms im Faschismus durch Zivilcourage ihr Leben riskierten.

22.11.2023: Wider dem Vergessen - Veranstaltung zur Erinnerungskultur der Stadt Pinneberg und Gedenken an das Novemberpogrom

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Die Initiative "Tag der Befreiung - 8. Mai in Pinneberg" lud ein zu einer Veranstaltung zur Erinnerungskuttur im öffentlichen Raum der Stadt Pinneberg. Ungefähr 40 Besucherinnen und Besucher nahmen mit geladenen Politikern aus den Reihen der Bündnis 90/Die Grünen, SPD, FDP und der Liste "Buntes Pinneberg an der Veranstaltung im Rathaus Pinneberg teil und ließen sich über die bisherigen Erinnerungsorte über die NS-Zeit informieren. Hierzu gehören drei "Stolpersteine" in Erinnerung an die ermordeten Anhänger der SPD und der KPD, ein Erinnerungsgedenkstein der VVN, der über viele Jahre auf einem Freidhof "versteckt" war und seit den 1980er Jahren vor dem Pinneberger Rathaus steht, und das nationalsozialistische "Helden"-Denkmal am Bahnhof. Noch offen sind die Umsetzungen mit den Straßenbeischildern für drei NS-Opfer in Pinneberg, den Umgang mit einem Mahnmal in Erinnerung an Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern auf dem städtischen Friedhof Pinneberg sowie die Diskussion um die Bürgermeistergallerie im Pinneberger Rathaus.
Anhand von vielen Beispielen wurde auf der Veranstaltung auch an die mangelnde Aufarbeitung von NS-Opfern aus Pinneberg hingewiesen, die im Rahmen der "Euthanasie" oder als "Berufsverbrecher" umkamen. Hingewiesen wurde des Weiteren auch auf die noch weiter auszuleuchtende Recherche zu den NS-Tätern, wie dem NSDAP-Ortsgruppenleiter Alfred Krömer. Aus dem Publikum wurde geäußert, dass gerade die Kreisstadt Pinneberg mit seinem Landratsamt, Gesundheitsamt und den Kreisgeschäftsstellen verschiedener NS-Organisationen in dieser Hinsicht noch viele Fragen offen lässt.
Die Veranstaltung endete mit dem Appell, eine AG Erinnerungskultur zu gründen, in der die Themen Aufarbeitung, Erinnerung und Gedenken von der Lokalpolitik zusammen mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Pinneberg und Mitwirkenden des Fördervereins Gegen das Vergessen - Spurensuche im Kreis Pinneberg und Umgebung 1933 - 1945 e.V. einen festen Ort finden.

Bereits am 9. November 2023 gedachte die Initiative an das Novemberpogrom: "In Pinneberg wird im öffentlichen Raum nicht an die vielen Opfer der NS-Zeit gedacht, sondern mit diesem Wegweiser (siehe Bild oben links) an die "verlorenen Ostgebiete" erinnert. Was wird - 50 Jahre nach den Ostverträgen - hiermit ausgedrückt? Wir verhüllen heute, um Geschichte aufzudecken." Das Bild oben rechts (Fotomontage) dokumentiert, an welchen Orten Pinneberger durch den NS-Staat getötet wurden.

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9.11.2023 - Gedenken an das Novemberpogrom in Elmshorn: Klares Zeichen gegen jede Form von Ausgrenzung, Rassismus und Antisemitismus

Gertrud und Albert Hirsch
Bild: Gertrud und Albert Hirsch. Zwei Monate vor der Pogromnacht, am 16. September 1938 starb Gertrud Hirsch. Ihr Sohn aus erster Ehe war mittlerweile nach Peru ausgewandert. Zurück blieben Albert und Heinz Hirsch. Beide wurden in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 verhaftet und in das Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppt. Im November 1941 erhielt Albert Hirsch seinen Deportationsbescheid nach Riga. Er begab sich am 1. Dezember 1941 auf den jüdischen Teil des Ohlsdorfer Friedhofes, wo seine Frau beerdigt war und erhängte sich um 15.30 Uhr. Für Albert Hirsch wurde in Elmshorn ein Stolperstein gelegt.
Gut 100 Menschen erinnerten am 85. Jahrestag der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 in Elmshorn am Gedenkstein der damals niedergebrannten Synagoge im Flamweg an dieses Verbrechen. Bürgervorsteher: Vernichtung der jüdischen Gemeinde - Teil der Elmshorner Geschichte der niemals verdrängt und vergessen werden darf. Bürgervorsteher Andreas Hahn betonte die gemeinsame historische Verantwortung und wie wichtig das Erinnern für …

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Heinri-Goldstein-Haus: Historikertreffen zur Zwangsarbeit im Himmelmoor

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In Quickborn wird am Himmelmoor die Gedenkstätte Henri-Goldstein-Haus aufgebaut. Dazu erarbeitet der Historiker Dr. Karsten Wilke im Auftrag des Träger- und Fördervereins die Geschichte des Torfabbaus im Himmelmoor von der Kaiserzeit bis zur Gegenwart. Unterstützt wird er von den beiden Historikerinnen, Dr. Janine Doerry und Amelie Berking, sowie dem Vereinsmitglied Matthias Fischer-Willwater und dem französischen Historiker Dr. Christophe Woehrle. Dieser hat die Biographien der über 50 jüdischen und überwiegend aus dem Elsass stammenden Kriegsgefangenen erforscht, die dem Arbeitskommando 1416 angehörten und von 1942 bis zur Befreiung am 4. Mai 1945 in dem kleinen Flachdachgebäude, dem heutigen Henri-Goldstein-Haus, untergebracht waren und im Himmelmoor Zwangsarbeit leisten mussten. Im August 2023 kam Dr. Woehrle nach Quickborn und stellte seine Forschungsergebnisse vor. Die Historiker:innen und der Vorstand waren davon so überzeugt, dass sie diese Dokumente nun von ihm erwerben werden.
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"Stolpersteine für SH" neue App des Landesbeautragten für politische Bildung

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Bild: Die Aktion Stolpersteine im Kreis Pinneberg wurde zuletzt von der offenen Geschichtswerkstatt des SPD-Ortsvereins in Uetersen vor dem ehemaligen Krankenhaus Bleekerstift durchgeführt.
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Der Landesbeauftragte für politische Bildung hat jetzt Anfang November die App „Stolpersteine SH“ veröffentlicht und präsentiert. In der App können die Biografien von Opfern des Faschismus in Schleswig-Holstein digital abgerufen werden. Nutzerinnen und Nutzer der App können mit der Kamera ihres Mobiltelefons Stolpersteine scannen und so die Biografie des Menschen, an den dort erinnert wird, abrufen. Zudem enthält die App eine Gedenkfunktion. Mit Hilfe von Augmented Reality kann eine Kerze am Stolperstein platziert und mit einer Gedenkbotschaft und dem eigenen Namen ergänzt werden. Andere Nutzerinnen und Nutzer der App können diese Kerzen dann auf ihrem Mobiltelefon sehen. Die Kerzen verbleiben für einen Zeitraum von sieben Tagen in der virtuellen Realität.
Nachdem zur Einführung der App alle Stolpersteine in Kiel und Rendsburg erfasst wurden, ist im kommenden Jahr eine Ausweitung auf ganz Schleswig-Holstein vorgesehen. „Wir wollen alle Stolpersteine in Schleswig-Holstein in die App aufnehmen“, so der Landesbeauftragte. „Lokale Initiativen, die sich vor Ort um die Verlegung der Stolpersteine gekümmert haben, können sich dafür ab sofort bei uns melden.“
Unser Förderverein hat jetzt zum Landesbeauftragten Kontakt aufgenommen, um die auf unserer Seite eingestellten Spuren mit ihren Biografien einzupflegen, so dass diese App dann auch im kommenden Jahr für den Kreis Pinneberg und Umgebung genutzt werden kann.

Mitmachen - engagieren - erinnern

Sie interessieren sich für die lokale und regionale Aufarbeitung der Geschichte des Nationalsozialismus und die Erinnerungskultur im Kreis Pinneberg? Dann kommen Sie zu unserem nächsten Treffen:
Dienstag, 16. Januar 2024, 19 Uhr im Konferenzraum der Beruflichen Schule, An der Berufsschule 1 in Pinneberg.
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