Pastor Friedrich Oppermann, wohnhaft im Pastorat in der Esinger Straße 68, war von 1931 bis 1949 als Seelsorger in Tornesch tätig. Er führte die Kirchenchronik gewissenhaft und berichtete über die gedrückte Stimmung der Bevölkerung in den letzten Kriegstagen. Am 1. Mai 1945 schrieb er:
„Die Gemeinde Tornesch beherbergt jetzt etwa 1200 Luftkriegsgeschädigte aus Hamburg und Flüchtlinge aus dem Osten. Es gibt weder Gas noch Feuerung zum Kochen. Wer kein Holz hat, muß sein Essen aus der Gemeinschaftsküche holen. Außentemperatur 4 Grad plus. Hart für die Flüchtlinge, die wenig warme Kleidung haben. Ein warmes Zimmer haben auch nur wenige. Der Feind kommt näher. Die Menschen werden unruhig, aber fliehen kann niemand mehr, da keine Verkehrsmittel vorhanden sind und alle vom Feind unbesetzten Gebiete überfüllt sind. Unruhe und Niedergeschlagenheit auf allen Gesichtern, aber auch ein tiefer Ernst. Viel menschliche Hoffnung, viel selbstgemachter Glaube ist zerbrochen. Still geht die gequälte Bevölkerung ihrer Arbeit nach. Das ist der 1. Mai 1945. Welch ein Gegensatz zu früheren Maifeiern!“[1]