Anna Bil­li­an, in den Selbst­mord ge­trie­ben (1885-1942)

Anna Billian um 1940 in Tornesch. (Foto von Wilgard Kellermann)
Sterbeurkunde Anna Billian mit der Bemerkung erhängt aus Furcht vor Strafe. (Kopie Standesamt Neumünster)
Stein mit Rose am Tag der Verlegung für Anna Billian am 19. April 2010. (Foto Annette Schlapkohl)
18. De­zem­ber 1942
Nor­der­stra­ße 61, Tor­nesch

Auf dem Stol­per­stein steht:

Hier wohn­te
Anna Bil­li­an, geb. Ham­berg
Jg. 1885
Ver­haf­tet 15.12.1942
Po­li­zei­ge­fäng­nis Neu­müns­ter
Flucht in den Tod
18.12.1942

Anna Mar­ga­re­tha Bil­li­an wohn­te zu­letzt in der heu­ti­gen Nor­der­stra­ße 61, in ei­nem Ge­bäu­de, wel­ches heu­te noch vor­han­den ist. Sie wur­de am 15. De­zem­ber 1942 un­ter Mit­hil­fe der Tor­ne­scher NS­DAP-Orts­grup­pe auf­grund von Ver­leum­dun­gen von der Ge­sta­po dort ver­haf­tet und in das Po­li­zei­ge­fäng­nis Neu­müns­ter ge­bracht. Im Po­li­zei­ge­fäng­nis Neu­müns­ter nahm Anna Mar­ga­re­tha Bil­li­an sich laut Ster­be­ur­kun­de in der Nacht zum 18. De­zem­ber 1942 in ih­rer Zel­le das Le­ben durch Er­hän­gen. Sie war 56 Jah­re alt. Am 17. De­zem­ber war noch ihre Tor­ne­scher Ver­mie­te­rin, Frau Met­ta Kaatsch, nach Neu­müns­ter zum Ver­hör der Ge­sta­po ge­la­den wor­den. Ver­hei­ra­tet war Anna Mar­ga­re­tha Bil­li­an mit ei­nem bis 1933 in Schles­wig-Hol­stein ins­be­son­de­re in der Ju­gend­für­sor­ge tä­ti­gen Lan­des­rat der SPD, Al­bert Bil­li­an. 1933 war Al­bert Bil­li­an un­ter der neu­en Ge­setz­ge­bung der Na­zi­re­gie­rung „zum Schutz des Be­rufs­be­am­ten­tums“ we­gen sei­ner Mit­glied­schaft in der SPD ent­las­sen wor­den. Das Ehe­paar Bil­li­an, wel­ches nie ei­ner Na­zior­ga­ni­sa­ti­on an­ge­hört hat­te und po­li­ti­scher Geg­ner des Re­gimes war, muss­te aus ih­rer gro­ßen Woh­nung aus­zie­hen und fand 1938 in Tor­nesch in der Nor­der­stra­ße 61 beim Ehe­paar Kaatsch in ei­ner Miet­woh­nung eine neue Un­ter­kunft. Das Ehe­paar Bil­li­an ver­stand sich sehr gut mit dem 1932 aus Ber­lin zu­ge­zo­ge­nen Ehe­paar Kaatsch, das welt­of­fen war. Aus dem Nach­lass Kaatsch (Met­ta Kaatsch, geb. Groth, 1895-1980) stammt die Er­in­ne­rung an Frau Bil­li­an, die 1948 schrift­lich nie­der­ge­legt wor­den ist. Auch Frau Kaatsch und ihr Mann wa­ren Ver­hö­ren der Ge­sta­po aus­ge­setzt und die Orts­grup­pe der NS­DAP in Tor­nesch streng­te Un­ter­su­chun­gen ge­gen sie an. Bei­de wur­den u. a. auf dem Tor­ne­scher Ge­mein­de­bü­ro ver­nom­men. Bei­nah täg­lich schlos­sen sich zur Jah­res­wen­de 1942/​43 Haus­durch­su­chun­gen an. Die Er­in­ne­run­gen von Frau Met­ta Kaatsch sind über die Nach­fah­rin Frau Wil­gard Kel­ler­mann 2008 an das Stadt­ar­chiv Tor­nesch her­an­ge­tra­gen wor­den. Auf­grund der An­ga­ben von Met­ta Kaatsch konn­ten im Lan­des­ar­chiv Schles­wig und im Stan­des­amt Neu­müns­ter Ak­ten ein­ge­se­hen wer­den, die die Äuße­run­gen be­stä­tig­ten und wei­te­re In­for­ma­tio­nen lie­fer­ten.

Die Pa­ten­schaft für den Stein, der am 19. April 2010 ver­legt wor­den ist, hat die Lo­ka­le Agen­da Grup­pe Tor­nesch über­nom­men.

Au­to­rin des Bei­tra­ges: An­net­te Schlap­kohl, Tor­nesch

Veröffentlicht von Annette Schlapkohl am

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