Wilhelmine Nickel – eine verfolgte Zeugin Jehovas

17. Juni 2002
Lohe 33, Uetersen

Die Zeugen Jehovas – damals nannten sie sich „internationale Bibelforscher-Vereinigung“ (IBV) – wurden bereits in der Weimarer Republik ausgegrenzt. Ab 1933 wurden sie dann vom NS-Regime verfolgt. Die IBV sah sich selbst als unpolitisch an, sie verweigerten den Wehrdienst, lehnten den Hitlergruß ab und enthielten sich von jeglicher Art von Wahlen. Durch die internationale Ausrichtung kam es auch zu ideologischen Differenzen mit den Nationalsozialisten, die behaupteten, die IBV sei projüdisch, ausländisch und pazifistisch.

In Uetersen wurden 1935 sieben Menschen verhaftet und angeklagt, von diesen war jedoch nur Wilhelmine Nickel getauftes Mitglied der IBV, bei den Übrigen handelte es sich um sogenannte „interessierte Freunde“. Wilhelmine Nickel wurde insgesamt drei Mal angeklagt und zu Haftstrafen verurteilt, da sie wiederholt beim Verteilen von Schriften verhaftet wurde. Die anderen Verhafteten wurden zu einer Geldstrafe verurteilt bzw. freigesprochen.

Nickel verriet in den Verhören nicht einen Namen anderer Mitglieder der IBV, sie sagte, sie versuchte allen politischen Angelegenheiten aus dem Weg zu gehen und wollte den Menschen lediglich die „frohe Botschaft“ bringen. Geleitet sei sie hierbei von einem „Pflichtgefühl gegenüber Gottes Geboten“. Auf die Frage, aus welcher Quelle sie die beschlagnahmten Bücher erhalten habe, antwortete Nickel, sie könne auf diese Frage keine Antwort geben. Sie begründete dies wie folgt: „Wenn ich Nächstenliebe ausüben will, darf ich meinen Mitmenschen nicht schaden.“

Zusammenfassung:

In Uetersen gab es lediglich eine getaufte Zeugin Jehovas, die verhaftet wurde. Wilhelmine Nickel verriet nach ihren Verhaftungen keine weiteren Mitglieder der IBV und sagte aus, sie habe nur gottesfürchtig gehandelt.

 

Hannah Kristen, Jan. 2018

 

Literatur:

L. Büscher, „Wenn ich Nächstenliebe ausüben will, darf ich meinen Mitmenschen nicht schaden.“ Die Zeugen Jehovas in Uetersen zur Zeit des Nationalsozialismus, in: S. Zankel (Hg.), Uetersen im Nationalsozialismus, Schüler der Ludwig-Meyn-Schule erforschen die Geschichte ihrer Stadt, Kiel 2009, S. 43 ff.

Veröffentlicht von Erhard Vogt am

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